Respekt für die Kiwis!
Sie nennen sich selbst Kiwis, ihre Währung ist der Kiwi-Dollar und sie scheuen weder Geld, Zeit noch Mühe, um einen kugeligen, flugunfähigen und tollpatschig wirkenden Vogel zu retten.
Berichte der Dpa-Korrespondentin Cheryl Norrie gingen durch die Printmedien und vielleicht erinnern sich Zeitungsleser noch an die Mitte November 2014 erschienenen Bilder zur Neuseelandreise der Bundeskanzlerin. Angela Merkel hielt ein Kiwiküken, ein Nationalvögelchen im Vergleich zu einem Adler, in ihren Händen.
Schon an den Frühstückstischen von Kindergärten können Kinder etwas über den Kiwi erfahren. Kiwifrüchte aus der Frühstücksdose werden von Erzieherinnen als Gesprächsanlass genutzt, um Kindern zu vermitteln, dass „Kiwi“ ein Teekesselchenwort ist. Kinder werden animiert, Fragen zu stellen. Später können Vorschulkinder beim Anschauen von Sachbüchern – sofern die Kinder interessiert sind und ihre Erzieherin Zeit hat – erfahren, was diese zuvor vielleicht gelesen oder im Radio gehört hat. Kiwis sind den Attacken von Hunden, Wieseln und Frettchen ausgeliefert. Vor allem Kiwiküken leben gefährlich. Und weil ihnen ganz viele Neuseeländer, die sich selbst Kiwis nennen, helfen wollen…
Schätzungsweise 85 Organisationen sind im ganzen Land aktiv. Aktivisten kontrollieren die Population der Kiwi-Fressfeinde, bitten Hundebesitzer, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen oder statten Kiwis mit Sendern aus, um sie zu überwachen.
Quelle: Die Welt, 10.5.2014, Neuseeländer kämpfen um ihren tollpatschigen Kiwi
Als die Neuseeländer in den Neunzigern erfahren haben, dass der Kiwi vom Aussterben bedroht ist, entwickelten sie ein bis heute anhaltendes Engagement zugunsten eines Tieres, dass viele von ihnen noch nie in ihrem Leben zu Gesicht bekommen haben.
Genug geplaudert: Wie steht es eigentlich um das Engagement in Deutschland zugunsten von Kindergärten? Der bekannte Begriff „Kindergarten“ wird immer öfter durch das Kürzel „Kita“ ersetzt, was an sich belanglos sein könnte. „Kita“ steht für „Kindertagesstätte“. Kitas sind Orte, an denen sich Kinder länger aufhalten können als Eltern an ihren Arbeitsplätzen. Schafft der Begriff „Kindertagesstätte“ es, im Behördendeutsch den Begriff „Kindergarten“ abzulösen? Das wäre schade, denn das Bewusstsein dafür, dass zu einem echten Kindergarten ein Außengelände mit Blumen, Bäumen und Sträuchern gehört, droht verloren zu gehen.
Es gibt in Deutschland keine 85 Organisationen, die sich dafür stark machen, dass zu jedem Kindergarten ein eigener, unmittelbar am Gebäude liegender, jederzeit von den Kindern gefahrlos zu erreichender Garten gehören muss. Vielleicht gibt es noch nicht einmal 5 Artikel in Elternzeitschriften, in denen ausgiebig kritisiert wird, dass unsere Gesellschaft Kindergärten zulässt, in denen Erzieherinnen mit Kindergruppen in Parks und auf öffentliche Spielplätze ziehen müssen, weil der Kindergarten keinen Garten hat. Oder nur einen, der so mickrig ist, dass Kinder nur um einen Gartenzwerg herum tanzen könnten.
Vor allem in den Metropolen der Großstädte, wo Grundstücke mit Garten besonders teuer und kaum zu finden sind, mutet man Kindern und Erzieherinnen immer öfter ein Ausweichen auf versiffte Spielplätze zu. Kronkorken, Glasscherben, Zigarettenkippen, benutzte Papiertaschentücher, jede Menge Kleinteile und die Umhüllungen von Überraschungseiern. Und natürlich immer wieder unangenehme Überraschungen… Im Gebüsch hängt ein Tampon an einem himmelblauen Faden. In einer Blockhütte finden Kinder mal wieder ein Kondom. Selbstverständlich achten verantwortungsbewusste Erzieherinnen sehr darauf, dass Kindern kein Drogenbesteck in die Finger fällt. Als in Berlin Chrystal Meth auf dem Görlitzer Spielplatz gefunden wurde, waren Eltern ernsthaft beunruhigt.
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